Schäffler
Der Schäfflertanz stammt ursprünglich aus München und ist ein "Zunfttanz" von Fassherstellern. Zu einer Musik werden festgelegte Figuren getanzt. Der Brauch verbreitete sich auch außerhalb Münchens. Bis heute ist der Schäfflertanz in vielen Orten im altbayerischen Raum vertreten. Der Tanz findet alle 7 Jahre statt.
Jedes Schäfflerjahr findet zu den Auftritten auch ein Schäffler- / Sportlerball statt.
Faschingsbegeisterte Männer und Frauen in bunten Kostümen feiern gemeinsam mit den Schäfflern und lassen die Tradition alle 7 Jahre wieder auferleben.
Nächster Schäfflertanz: 2025
Die Geschichte des Schäfflertanzes
Die Münchener Schäfflerzunft war es 1517, die zum Ende der grausamen Pestzeit die Bewohner Münchens mit ihrem Tanz wieder auf die Straßen und Plätze lockte, um den Menschen wieder neue Lebensfreude zu vermitteln.
In den folgenden Jahrhunderten breitete sich der Tanz der zahlreichen Schäffler-Zünfte im Land weit über die Regionen Münchens hinaus aus, um mit diesem historischen Tanz das Frühjahr anzukündigen und den kalten Winter auszutreiben. Auch in Kraiburg hatten die damaligen Turnvereinsvorstände gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Idee den Schäfflertanz aufzuführen.
1930
Doch es dauerte 35 Jahre bis unter der Vorstandschaft von Raimund Diener durch die Turner-Abteilung der Schäfflertanz zum Faschingsende 1930 zur Aufführung kommen sollte. Teilnehmen durften damals nur aktive Mitglieder des Turnvereins. Der bekannte Bartl Bach vom TSV Mühldorf lernte schließlich den Kraiburger Turnern in 6 Probeabenden den Original-Münchner Schäffler Tanz ein. Gegen eine Leihgebühr von 100 Mark stellten die Mühldorfer den Kraiburgern auch noch die notwendigen Kostüme zur Verfügung. Großzügig unterstützte auch schon damals die Kraiburger Bevölkerung die Schäffler bei den Straßensammlungen um die zahlreichen Ausgaben finanzieren zu können. Am 26. Februar 1930 gegen 13 Uhr fand dann zu den Klängen der Kapelle Rannetsberger die Uraufführung des Schäfflertanzes vor dem komplett versammelten Gemeinderat vor dem Rathaus statt. Bis Faschingsdienstag tanzten die Schäffler weitere drei Tage in den Straßen und Gassen von Kraiburg, wobei der Besucherstrom aus nah und fern von Tag zu Tag zu nahm, was in der Chronik des TV Kraiburg überschwänglich festgehalten wurde.
1936
Kurioserweise wurde der nächste Schäfflertanz schon 6 Jahre später, also 1936, und nicht wie es der Tradition der Münchner Schäffler entsprochen hätte, nach 7 Jahren, erneut aufgeführt. damaligen politischen Verhältnisse gewesen sein. 40 Auftritte absolvierten die Schäffler unter Schäfflermeister Anton Auer mit ca. 35 Teilnehmern.
1949
Nach dem 2. Weltkrieg entschloss sich die Vorstandschaft des TVK 1949 die Tradition des Schäfflertanzes wieder fortzusetzen. Besonders die Familien Diener, Geist und vor allem Fröhler waren es, die unermüdlich daran arbeiteten, den Schäfflertanz erneut auf die Beine zu stellen. Größte Probleme bereitete in dieser kargen Zeit die Beschaffung der Kostüme. Ohne die großzügige Unterstützung des Kraiburger Fabrikanten Fritz Käppner, der das Sackleinen für die Jacken kostenlos zur Verfügung stellte, wäre der Schäfflertanz nicht möglich gewesen. Die „Einlerner“ Ignaz Diener und Josef Geist brachten den Schäfflern nun 7 Figuren bei und mit Xaver Fröhler als unermüdlichen Schäfflermeister waren die 60 Auftritte ein riesiger Erfolg. Älteren Kraiburgern ist natürlich auch noch Michael Reimer als einzigartiger Kronenträger ein Begriff, der bis ins hohe Alter die Krone keinem Jüngerem überließ.
1955
1955 feierte der Turnverein sein 90-jähriges Jubiläum und so entschloss sich die Vorstandschaft dieses bedeutende Gründungsfest mit der Vorziehung des Schäfflertanzes zu bereichern. Im TV war die äußerst erfolgreiche Ära unter dem legendären Vorstand Thomas Hartig angebrochen und zusammen mit den erfahrenen Schäfflermeister Xaver Fröhler und Ignaz Diener als Tanzlehrer war ein Riesenerfolg garantiert. Fred Ludwig als artistischer Clown und Willi Haunreiter als Kasperl waren herausragende Akteure. Unter den aktiven Tänzern war 1955 schon Meinhard Wagner, der auch noch 2004 und damit zum 8. Mal am Schäfflertanz teilnahm. Erstmals traten die Schäffler in der Nachbarstadt Waldkraiburg auf.
1962
Oberturnwart Franz Mayr übernahm das Amt des „Einlerners“ und Xaver Fröhler sowie Heinrich Eder teilten sich die Aufgabe als umtriebige Schäfflermeister. Als „Einlern-Musiker“ trat von nun an Adi Sieghart in Erscheinung. Wahrscheinlich hat der Adi seit dieser Zeit mindestens 1000 Mal „aber heit is koit“ auf seiner „Ziach“ gespielt. Das frühlingshafte Wetter während der Aufführungstage Anfang März sorgte für sehr angenehme äußere Begleitumstände bei den wiederum ca. 60 Auftritten.
1969
Eingelernt wurde der Tanz wiederum von Franz Mayr und Hans Brandl startete seine „Karriere“ als Vortänzer, die bis 1990 anhielt. Der Wettergott meinte es mit den Kraiburgern ein weiteres Mal gut und so waren die 45 Auftritte ein voller Erfolg. Auch drehte man erstmals einen Schäfflerfilm, um für die künftigen Jahren aktuellstes Lehrmaterial zu haben.
1976
Letztmalig leitete Franz Mayr unterstützt von Vortänzer Hans Brandl das Einstudieren. Herbert Fröhler trat als Schäfflermeister in die Fußstapfen seines Vaters und löste zusammen mit Heinrich Eder als weiterem Schäfflermeister alle auftretenden Organisationsfragen. So mussten u.a. einige neue Jacken genäht werden, da etliche „Wirtschaftswunderschäffler“ nicht mehr in die schmalbrüstigen Kostüme der Nachkriegszeit hinein passten. Die notwendigen Nähereiarbeiten erledigten die Turnerinnen solidarisch und problemlos. Die Aschauer Blaskapelle spielte wieder schmissige Blasmusik und 45 Mal erklang es im Ort „aber heit is koit“.
1983
Wie schon vor 7 Jahren war 1. Schäfflermeister Herbert Fröhler 1983 fast ein Jahr mit der Vorbereitung und Organisation unter tatkräftiger Mithilfe von Heinrich Eder beschäftigt. Die junge Kraiburger Blaskapelle wurde verpflichtet und 60 Tänze waren im Tanzplan vorgesehen. Auch Auftritte am Rosenmontag in Waldkraiburg nahmen die Kraiburger wieder ins Programm. Hans Brandl gelang es sehr schnell seinen Tänzern den nötigen Schliff beizubringen und mit viel Disziplin und Begeisterung war der Tanz nahezu mühelos einstudiert. Genau 50 Tänze führten die Schäffler in Kraiburg und Umgebung trotz beißender Kälte wieder mit gewohntem Erfolg auf.
1990
Die 60 Auftritte an vier Tagen waren geprägt von angenehmen Frühlingswetter. Die Organisatoren Herbert Fröhler, erfahrener Schäfflermeister, und Hans Brandl, gewiefter Tanztrainer und Vortänzer, leisteten monatelang schon im Vorfeld ganze Arbeit. Vor allem aus der Nachbarstadt Waldkraiburg kamen verstärkt Anfragen nach Tanzauftritten. Pfarrer Hamberger leistete großartige Unterstützung, in dem er den Schäfflern neue Kappen spendierte, da die bisher verwendeten nicht mehr auf die „Wohlstandsgesellschaft-Köpfe“ passten. Die Jugendblaskapelle unter Lenz Rosenberger feierte ihre ersten großen öffentlichen Auftritte und begeistere enorm. Lediglich einem Wagerl-Buam gefiel die Kapelle nicht besonders, da diese den ganzen Tag immer nur das gleiche („aber heit is koit“) spielte!
1997
Noch einmal organisierte Herbert Fröhler als 1. Schäfflermeister 1997 vorbildlich die Vorbereitungen zum Tanz 1997 und Hans Brandl als 2. Schäfflermeister probte auch diesmal als Tanztrainer 15 Abende lang die 7 Tanzfiguren ein. Bei den 60 Auftritten in Kraiburg und Umgebung hatte Herbert Ganglfinger als Vortänzer seine Tänzer bestens im Griff, zumal auch dass kalte, aber schöne Winterwetter beste Voraussetzungen für einen Supererfolg schaffte. Von der Narrengilde kamen viele Gardemädchen als lustige Clowns und fleißige Schäfflerinnen zum Einsatz und zeigten so ihre Verbundenheit mit der Schäfflertradition.
2004
Nach dem Ende des Tanzes 1997 war die schwere Erkrankung von Schäfflermeister Herbert Fröhler ein Schock für alle Kraiburger Schäfflerfreunde. Denn es war unklar, wie es ohne den jahrzehntelang äußerst engagierten Schäfflermeister weitergehen werde. Ein Arbeitskreis um die erfahrenen Schäffler Herbert Ganglfinger und Hans Brandl packte die Vorbereitungen zielstrebig an und so waren auch 2004 gelungene Tänze garantiert. Hans Brandl mit Adi Sieghart als Musikant sorgten an den wöchentlichen Probenabenden im Feuerwehrhaus dafür, dass die 7 Tanzfiguren (Königsschlange, Sommerhaus, Mühlrad‚ Krone, Einzelschwingen, Solotanz und Laubengang) wieder zackig und genau gelernt wurden. War Schäfflermeister Herbert Ganglfinger anfangs noch ziemlich skeptisch, ob vor allem genügend neue und junge Tänzer kommen würden, so wurde er an den ersten Probeabenden positiv überrascht. Die Mischung aus älteren, erfahrenen „Hasen“ und den jungen „Hüpfern“ entspricht genau den Altersvorstellungen. Die Kraiburger Blaskapelle unter Sepp Wilhelm als Haus- und Hofmusik der Schäffler begleitete wie gewohnt die ca. 75 Auftritte. Verstärkt wurde die neue Siedlung betanzt und neben Auftritten in Waldkraiburg am Rosenmontag, waren die Kraiburger Schäffler auch in Niederndorf, Maximilian, Taufkirchen und Frauendorf am gleichen Tag zu sehen. Christl Reng als „Kasperl“ derbleckte die Honorationen an den Tanzplätzen.
2011
Erstmals führte man die Tänze an zwei Wochenenden auf um vor allem in der neuen Siedlung entsprechend präsent zu sein. Start war am 26.2.2011 vor dem Haus von Bürgermeister Michael Loher. Bei strahlend blauem Himmel, aber kalten Temperaturen herrschten ideale Bedingungen und der Tanz gelang vollkommen, wobei die Verse von Kasperl Schorsch Fischer absolut ins Schwarze trafen. Traditionell blieben die Schäffler am Faschingsdienstag ganztägig in der Kraiburger Ortsmitte. Vor allem die letzten Tänze am Marktplatz lockten bei herrlichem Wetter massenweise Zuschauer in den Markt. Sogar eine Zugabe musste am Marktplatz noch getanzt werden, so dass insgesamt 87 Tänze zur Aufführung kamen. Man war sich einig mit der Aufführung des Schäfflertanzes 2011 wieder die Tradition fortgeführt, sowie für das Images des Marktes einen wertvollen Beitrag geleistet zu haben und in 7 Jahren getreu dem Motto „Einmal Schäffler – immer Schäffler“ wieder dabei sein zu wollen.
Herbert Ganglfinger
1. Schäffler-Meister (2011)